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Nördlich von Metz liegt an der Mosel die Festung Diedenhofen*),
mit 7000 Einwohnern und bedeutenden Brauereien und Gerbereien.
Unter den übrigen Städten Lothringens sind die bedeutendsten: Saar-
gemünd, mit 7000 Einwohnern — Forbach, mit 5000 Einwohnern
— Salzburg, mit ergiebigen Salzquellen, Gyps- und Steinbrüchen —
und die Festungen Pfalzburg und Bitsch.
Von den Bewohnern des Reichslandes bekennen sich etwa Vs zur
katholischen, V4 zur evangelischen und 50,000 zur jüdischen
Religion.
Seit 1552 hatten die Franzosen im Laufe zweier Jahrhunderte
Elsaß und Lothringen, — nicht auf einmal, sondern ein Stück nach
dem andern —, vom deutschen Reichsverb ande losgerissen und mit
Frankreich vereinigt. Aber in dem siegreichen Kriege 1870—71 sind
dieselben von den Deutschen zurückerobert und durch ein Reichsgesetz
für immer wieder mit dem deutschen Reiche vereinigt worden.
Troß all der Mittel, welche die französische Regierung angewendet
hatte, die Bewohner von Elsaß-Lothringen zu französiren, haben
das deutsche Haus und das deutsche Gemüth sich deutsche
Sprache und deutsche Sitte zum größten Theile erhalten und werden
im Bunde mit deutscher Schulbildung wieder beleben, was wäh-
rend einer jahrhundertlangen Entfremdung vom Mutterlande zu ver-
kümmern versucht worden ist: Liebe zum gemeinsamen deutschen
Vaterlande.
61. Meister Erwins Heerschar
Zur mitternächtigen Stunde
Da regt sich's zu Straßburg im Dom;
Es ftetgert die Bauherrn zur Zinne
Und schauen hinüber zum Strom.
Und unter ihnen der Meister
Ruft weit in das Land hinein:
„Wann kommen die Deutschen wieder,
Du alter Vater Rhein?
Wann hallt in den Gassen d'runten
Der Deutschen Rosse Huf?
Wann ragt in Deutschland wieder
Das Bauwerk, das ich schuf?
Wann werden die Retter kommen,
Daß endlich der Bann zerreißt,
Daß frei von den welschen Banden
Sproßt wieder der deutsche Geist?"
Er rief es seit langen Jahren,
Er ries es in jeder Nacht;
Doch die Wellen zogen vorüber,
Sie hatten sein mcht Acht.
Sie zogen seit langen Jahren
An Straßburg's Wällen vorbei;
Doch die Deutsch en schliefen u. z ankten, —
Und Straßburg ward nicht freit
Zur mitternächtigen Stunde
Ruft wieder der Meister einmal,
Er ruft es mit lauter Stimme
Hinauf und hinab durch's Thal.
Und horch, es regt sich und flüstert.
Und bebt durch das weite Land,
Herab von Helvetien's Bergen
Bis zum fernen Meeresstrand.
Da tönt es wie freudiges Rufen
Heraus aus dem wogenden Strom,
Und über die Wälle und Zinnen
Erklingt es hinaus zum Dom:
„Sie kommen, alter Geselle!
Es werden die Deutschen wach;
Sie kommen aus allen Gauen,
Zu sühnen die alte Schmach!
*) Von den Franzosen Thionville, sprich: Thiongwil, genannt.
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung]]
Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Lothringens Forbach Salzburg Lothringen Frankreich Rhein Deutschland
96
nichts in der Hand, als seine Geige, und in der Angst fängt er an,
da vor dem geöffneten Wolfsrachen alle seine Stücklein aufzuzeigen, die
ihm aber diesmal selber gar nicht lustig vorkamen. Dem Wolf mußte
aber diese Musik ganz besonders schön und rührend vorkommen, denn
das dumme Vieh fing an überlaut zu heulen, was wohl, wie bei un-
seren musikalischen Hunden, wenn sie Sang und Klang hören, gesungen
heißen sollte. Die anderen Wölfe draußen im Walde, da sie ihren Kame-
raden drinnen in der Grube so singen hörten, stimmten auch mit ein, und
ihr Geheul kam manchmal so nahe, daß das Geigerlein, an welchem
kaum ein einziger Wolf satt geworden wäre, geschweige zwei, jeden
Augenblick fürchten mußte, es käme noch ein anderer, auch wohl noch
dritter und vierter Gast zu seinem Bischen Fleisch in die Grube hinein.
Unser Capellmeister in der Wüste guckte indeß einmal übers andere
in die Höhe, ob's noch nicht Tag werden wollte, denn das Geigen war
ihm sein Lebtag noch nicht so lang geworden und so ganz sauer und
niederträchtig vorgekommen, als da vor dem Wolfe, und er hätte lieber
Holz dafür hacken wollen, zwanzig Jahre lang alle Wochentage. Ehe
aber der Morgen kam, waren schon zwei Saiten gerissen, und da es
Tag wurde, riß die dritte, und der Geiger spielte nun bloß noch aus
der vierten und letzten, und wäre die auch noch gerissen, so hätte ihm
der Wolf, der durch das viele Heulen, die ganze Nacht hindurch, nur
noch hungriger geworden war, keine Zeit mehr gelassen zum Wieder-
aufziehen, sondern hätte ihn dabei aufgefressen. Da kam zum Glück
der alte Jobst, der Jäger, der den Wolf schon von weitem singen,
den Geiger aber in der Nähe geigen hötte. Dieser zog den Capell-
meister gerade noch zur rechten Zeit von dem hungrigen Wolfe heraus
und erlegte dann diesen. Der Capellmeister ging aber ganz still seines
Weges und nahm sich vor, künftig lieber am Tage und auf geradem Wege
nach Hause zu gehen. Das Geigen im Wirthshause war ihm auch so ganz
verleidet, daß er zu seinen Kameraden sagte, er wollte sich lieber mit
der Nähnadel (denn er war ein Schneider) sein tägliches Brod erzeigen,
und wenn er einmal eins auf Saiten aufspielen wollte, so thäte er's lieber
in der Kirche, als im Wirthshause, denn von dort sei ein gerader und sicherer
Weg nach Hause, sei auch nicht so weit dahin, als vom Wirthshause.
11. Der Maulwurf.
Unter allen Thieren, die ihre Jungen säugen, ist der Maulwurf
das einzige, das seiner Nahrung allein in den dunkeln Gängen unter
der Erde nachgeht. Und an dem einen ist's zu viel, wird mancher
sagen, der an seine Felder und Wiesen denkt, wie sie mit den Maul-
wurfshügeln bedeckt sind, wie der Boden zerwühlt und durchlöchert wird,
und wie die Gewächse oben absterben, wenn das heimtückische Thier
unter den Wurzeln weidet. Nun so wollen wir denn Gericht halten
über den Missethäter. Wahr ist's und nicht zu läugnen, daß er durch
seine unterirdischen Gänge hin und wieder den Boden durchwühlt und
ihm etwas von seiner Festigkeit raubt. Wahr ist es ferner, daß durch
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Personennamen: Geiger Jobst Wolf Geiger
202
Earl der Grosse regierte 47 Jahre, von 768 Ms 814. Sein. Sohn,
Ludwig der Fromme, folgte ihm in der Regierung (von 814 — 840). Die
Söhne Ludwigs desfrommen aber theilten das grosse fränkische Reich
durch den Vertrag zu verdün (843) in: Frankreich, Italien und Deutschland.
So wurde Deutschland ein für sich bestehendes Reich, welches Ludwig der
Deutsche erhielt. Mit der deutschen Königswürde blieb aber auch die rö-
mische Kaiserwürde verbunden. —Im Jahre 911 starb das karolingi-
sche Geschlecht in Deutschland aus, und dieses wurde ein Wahlreich.
Die deutschen Fürsten wählten nun Konrad von Franken (regierte von
911—918); alsdann folgten Könige aus dem sächsischen Geschlecht
(von 918—1024). Unter den sächsischen Königen ist besonders bemerkenswerth:
13. Heinrich I., auch Heinrich der Vogelsteller
genannt.
' (919-936.)
„Heinrich der Vogelsteller!" Ein sonderbarer Name! Wer war
dieser Vogelsteller? Ein Herzog von Sachsen war er, ein mächtiger,
frommer Herr. Darnm wählten ihn auch die Deutschen im Jahre 919
zu ihrem Könige. Die Boten, welche ihm die Nachricht von seiner
Wahl zum Könige brachten, sollen ihn bei der Stadt Quedlinburg
beim Finkenfange angetroffen haben, daher sein Beiname.
Zu seiner Zeit war das arme Deutschland ein sehr unglückliches,
trauriges Land. Von Südosten her jagten häufig auf ihren schnellen
Pferden die Hunnen oder Ungarn herein, trieben den Bauern ihr Vieh
weg und sengten und plünderten, wohin sie kamen. Und sainmelte sich
nun erst langsam ein Haufen deutscher Krieger wider sie und fing an,
sich in Marsch zu setzen, dann waren sie samnll ihren Leuten schon
lange wieder fort, weit, weit über alle Berge. — Und von Nord-
osten her kamen zu Zeiten die Wenden und machten's eben so. Das
war eine traurige Zeit. — Was that da der weise, der bedächtige
Heinrich?
Zunächst schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit den ge-
fährlichen Ungarn und gelobte ihnen einen neunjährigen Tribut. Dafür
sollten sie nicht mehr nach Deutschland kommen und das Vieh wegtreiben.
Sie waren auch damit zufrieden. Und nun begann im ganzen deut-
schen Reich eine bessere Zeit, überall ein reges und thätiges Leben.
Ueberall fing man an, Häuser zu bauen und hier und da einen Haufen
derselben mit einer Mauer und mit einem Wassergraben zu umziehen.
Solch eine ummauerte Stätte nannte man Stadt oder Burg und ihre
Bewohner Bürger. Aber die Städte waren noch leichter zu bauen,
als Bewohner dafür zu finden; denn die Deutschen liebten das Wohnen
auf dem Lande und sagten: „Sollen wir uns lebendig begraben lassen?
Deine Städte sind nichts anders, als Gräber." Da befahl Heinrich,
die Leute sollten loosen, und je einer aus neunen, den das Loos treffe,
sollte vom Lande in die Stadt ziehen. Damit sie das aber um so
lieber thun möchten, gab er den Städten viele Vorrechte, so daß die
Bürger hinter ihren Mauern nach und nach viel freier wurden, als die
Bauern, welche damals ihren Edelleuten oder Klöstern als Leibeigene
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Fromme Ludwig Ludwigs Ludwig_der
Deutsche Ludwig Konrad_von_Franken_( Konrad Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrich_der_Vogelsteller Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Deutschland Deutschland Deutschland Sachsen Quedlinburg Deutschland Ungarn Deutschland
209
Drei hundert Jahre lang erhielt sich die deutsche Hansa auf dieser
Höhe ihrer Gewalt und ihres Ansehens. Als aber ihr Zweck erreicht,
das heißt die Sicherheit und Ausbreitung ihres Handels nach
Wunsch befördert war, trat wieder eine Stadt nach der andern von
dem Bunde ab; und so blieben am Ende nicht mehr, als die drei
Städte Hamburg, Lübeck und Bremen übrig, die auf dem letzten
Bundestage im Jahre 1630 ihren Verein erneuerten und bis auf diesen
Tag den-Namen der Hansastädte beibehalten haben.
Nach dem Aussterben des hohenstaufischen Kaisergeschlechts
(1254). war grosso Verwirrung in Deutschland. Denn von 1254 bis 1273
hatte Deutschland so gut als gar kein Oberhaupt, und deshalb hat man
diese Zeit das Interregnum oder das Zwischenreich genannt. Mord
wurde auf offener Strasse verübt; vorüberziehende Wanderer wurden beraubt;
blühende Dörfer und Städte eingeäschert, und kein Richter war zu finden,
der solchem Gräuel gewehrt hätte. Ein jeder suchte sich selbst zu helfen,
und die Rache war oft weit schrecklicher, als das verübte Verbrechen.
Diese böse Zeit, in der nicht das Recht, sondern die Gewalt — die
stärkste Faust — obsiegte, nennt man auch die Zeit des Fanstrechts. Solchem
Zustande wünschten die deutschen Fürsten ein Ende gesetzt. In dem
schweizerischen Grafen Rudolph Voil Habsburg, glaubte man den Mann
zu erkennen, den das Reich bedürfe, und man irrte sich nicht, als man ihn
zum deutschen Kaiser wählte; denn er war es, der durch seine Strenge
gegen die Raubritter Gesetz und Ordnung wieder herstellte und das Faust-
recht beschränkte.
19. Rudolph von Habsburg.
(1273-1291.)
Die kaiserlose Zeit war eine schreckliche Zeit gewesen für das
deutsche Reich. Da versammelten sich die deutschen Fürsten zur Kaiser-
wahl. Der Erzbischof Werner, von Mainz brachte den schweizeri-
schen Grafen Rudolph von Habsburg in Vorschlag, den er auf
einer Reise nach Rom kennen gelernt hatte. Rudolph bot ihm damals
freundlich Schutz und Begleitung durch die Schweiz an, und Werner
sprach beim Abschiede die Worte: „Edler Graf, könnte ich späterhin
den mir erwiesenen Dienst durch die That vergelten!" Jetzt war die
gelegene Zeit. —
Ein andermal war Rudolph auf die Jagd gegangen. Im Walde
begegnete er einem Priester, welcher zu einem Kranken wollte, um
ihm das heilige Abendmahl zu reichen. Der angeschwollene Bach
hatte aber den Steg weggerissen, und eben wollte der Priester das
Wasser durchwaten; da stieg Rudolph von seinem Pferde und half
dem Priester hinauf. Als dieser andern Tags dem Grafen das Pferd
zurückbrachte, schenkte es ihm Rudolph mit den Worten: „Verhüte
Gott, daß ich ferner das Pferd zum Jagen benutzen sollte, welches zu
so heiligem Dienste gebraucht worden ist; behalte es für dich zu ähn-
lichen Diensten!"
Dieser fromme und tapfere Graf wurde nun fast einstimmig er-
wählt, und herrlich hat er das in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt.
Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausg. j
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolph_Voil_Habsburg Rudolph_von_Habsburg Werner Rudolph_von_Habsburg Rudolph Werner Rudolph Rudolph Rudolph
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Bremen Deutschland Deutschland Mainz Rom
218
Nach dem Tode Rudolphs von Habsburg folgten Kaiser aus ver-
schiedenen Häusern. Der erste nach ihm war Adolph von Nassau
(von 1291 —1298); dann folgte Rudolphs Sohn, Albrecht von Österreich
(1298—1308), ein stolzer Regent, unter dessen Regierung die Schweiz
anfing sich von Deutschland zu trennen.
21 Der Schweizerbund. — Wilhelm Tell.
(1307).
Im Jahre 1298 kam Albrecht, Sohn Rudolphs von Habsburg,
zur Regierung, die aber kein Segen für Deutschland wurde. Sein
ungerechtes und hartes Verfahren gegen die freien deutschen Landleute
in den Schweizeralpen veranlaßte diese, sich zum Schutz ihrer Freiheiten
zu verbinden. So entstand die schweizerische Eidgenossenschaft,
und der Abfall der Schweiz vom deutschen Reiche begann.
In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone Uri,
Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser
und gefährlicher Zeiten, einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit
Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen
und einander mit Rath und Hülfe beizustehen". Der Kaiser aber
schickte ihnen 'zu Reichsvögten harte und böse Leute aus'meinem
eigenen Lande, die sie drückten und quälten, den Hermann Geßler
von Brunnegg und den Ritter Beringer von Landenberg. Die
thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst
wohnen. Landenberg zog auf das Schloß des Königs, bei Sarnen in
Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri.
Nun wurden die Zölle erhöhet, die kleinsten Vergehen mit Kerker und
schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung
mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe
Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß
das Bauernvolk so schön baue?" Und als Arnold von Melchthal im
Unterwaldner Lande wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schöne
Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge
weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber
der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er
demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da
ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide
Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel
über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des
Volkes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen
traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem
Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat.
Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und
Hochmuth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffachers
Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und
Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren
unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen
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Extrahierte Personennamen: Rudolphs_von_Habsburg Adolph_von_Nassau Albrecht_von_Österreich Albrecht Wilhelm Albrecht Albrecht Rudolphs_von_Habsburg Hermann_Geßler
von_Brunnegg Ritter_Beringer_von_Landenberg Landenberg Arnold_von_Melchthal Arnold Demuth Hochmuth Werner_Stauffachers Hochmuth Demuth
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Schwyz Unterwalden Sarnen Oberwälden
523
neben einander am Lande. Noch immer wurden mehrere herausgewälzt,
und Fässer voll Zucker und Kaffee, voll Reiß und Pfeffer. Als er
aber lange zugesehen hatte, fragte er endlich einen, der ell n me Kiste
auf der Achsel heraustrug, wie der glückliche Mann heiße, dem das
Meer alle diese Waaren an das Land bringe. „Kannitverstan!"
war die Antwort. Da dachte er: Haha, schaut's da heraus? Kein
Wunder, wem das Meer solche Reichthümer an das Land schwemmt,
der Hat gut solche Häuser in die Welt stellen und solcherlei Tulipanen
vor die Fenster in vergoldeten Scherben. Jetzt ging er wieder zurück
und stellte eine recht traurige Betrachtung bei sich selbst an, was er für
ein armer Teufel sei unter so viel reichen Leuten in der Welt. Aber
als er eben dachte: wenn ich's doch nur auch einmal so gut bekäme,
wie dieser Herr Kannitverstan es hat, kam er um eine Ecke und er-
blickte einen großen Leichenzug. Vier schwarz vermummte Pferde zogen
einen ebenfalls schwarz überzogenen Leichenwagen langsam und traurig,
als ob sie wüßten, daß sie einen Todten in seine Ruhe führten. Ein
langer Zug von Freunden und Bekannten des Verstorbenen folgte nach,
Paar und Paar, verhüllt in schwarze Mäntel und stumm. In der
Ferne läutete ein einsames Glöcklein. Jetzt ergriff unsern Fremdling
ein wehmüthiges Gefühl, das an keinem guten Menschen vorübergeht,
wenn er eine Leiche sieht, und blieb mit dem Hille in den Händen
andächtig stehen, bis alles vorüber war. Doch machte er sich an den
Letzten vom Zug, der eben in der Stille ausrechnete, was er an seiner
Baumwolle gewinnen könne, wenn der Centner um 10 Gulden auf-
schlüge, ergriff ihn sacht am Mantel und bat ihn treuherzig um Exküse.
„Das muß wohl auch ein guter Freund von euch gewesen sein," sagte
er, „dem das Glöcklein läutet, daß ihr so betrübt und nachdenklich
mitgeht." „Kannitverstan!" war die Antwort. Da fielen unserm
guten Duttlinger ein paar große Thränen aus den Augen, und es
ward ihm auf einmal schwer und wieder leicht ums Herz. Armer
Kannitverstan, rief er aus, was hast du nun von allen deinem Reich-
thum? Was ich einst von meiner Armuth auch bekomme: ein Todten-
kleid und ein Leintuch, und von all' deinen schönen Blumen vielleicht
einen Rosmarin auf die kalte Brust, oder eine Raute. Mit diesen
Gedanken begleitete er die Leiche, als wenn er dazu gehörte, bis ans
Grab, sah den vermeinten Herrn Kannitverstan hinabsenken in seine
Ruhestätte und ward von der holländischen Leichenpredigt, von der er
kein Wort verstand, mehr gerührt, als von mancher deutschen, auf die
er nicht Acht gab. Endlich ging er leichten Herzens mit den andern
wieder fort, verzehrte in einer Herberge, wo man Deutsch verstand,
mit gutem Appetit ein Stück Limburger Käse, und, wenn es ihm
wieder einmal schwer fallen wollte, daß so viele Leute in der Welt so
reich seien und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannit-
verstan in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff
und an sein enges Grab.
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525
Ofen hervor, und m den Hundstagen müßte er sich noch einheizen lassen.
Aber die Sonne in ihrer Pracht und Majestät grüßt mit Freude Hoch
und Nieder, Berg und Thal, den Thautropfen wie das Meer,
sie giebt dem Armen wie dem Reichen Licht und fragt nicht lang:
Wie viel tausend Thaler hat er im Vermögen? was ist er? wie
betitelt man ihn? Nein, sie scheint dem Armen in seine hohlen
Augen und in seine hohle Hand, die er dem Reichen hinhält, wie
diesem in seinen vollen Geldbeutel, indem er unterdeß nach dem
klemsten Stück zum Almosen sucht.
16. Die Wachtel und ihre Jungen.
Hoch wallte das goldene Weizenfeld
Und baute der Wachtel ein Wohngezelt.
Sie flog einst früh in Geschäften aus
Und kam erst Abends wieder nach Haus.
Da rief der Kindlein zitternde Schaar:
„Ach, Mutter, wir schweben in großer Gefahr,
Der Herr des Felds, der gefürchtete Mann,
Ging heut' mit dem Sohne vorbei und begann:
„„Der Weizen ist reif, die Mahd muß geschehn,
Geh, bitte die Nachbarn, ihn morgen zu mähn.""
„O," sagte die Wachtel, „dann hat es noch Zeit!
Nicht flugs sind die Nachbarn zum Dienste bereit."
Drauf flog sie des folgenden Tages aus
Und kam erst Abends wieder nach Haus.
Da rief der Kindlein zitternde Schaar:
„Ach, Mutter, wir schweben in neuer Gefahr!
Der Herr des Felds, der entsetzliche Mann,
Ging heut' mit dem Sohne vorbei und begann:
„„Uns ließen die Nachbarn abscheulich im Stich;
Geh rings zu unsern Verwandten und sprich:
O kommt, dem Vater beizustehn,
Und helft ihm morgen den Weizen mähn!""
„Ei," sagte die Wachtel, dann hat es noch Zeit!
Nicht flugs sind Verwandte zur Hülfe bereit."
Drauf flog sie des folgenden Tages aus
Und kam erst Abends wieder nach Haus.
Da rief der Kindlein zitternde Schaar:
„Ach, Mutter, wir schweben in höchster Gefahr!
Der Herr des Felds, der entsetzliche Mann,
Ging heut' mit dem Sohne vorbei und begann:
„„Uns ließen auch unsre Verwandten im Stich;
Ich rechne nun einzig auf dich und mich.
Wir wollen, wenn morgen die Hähne krähn,
Uns selber rüsten, den Weizen zu mähn.""
„Ja," sagte die Wachtel „nun ist's Zeit!
Nun macht euch, Kinder, zum Zuge bereit!
Wer Nachbarn und Vettern die Hülfe vertraut,
Dem wird nur ein Schloß in die Lüfte gebaut;
Doch unter dem Streben der eigenen Hand
Erblüht ihm des Werkes vollendeter Stand."
Die Wachtel entfloh mit den Kleinen geschwind,
Tags drauf fuhr über di« Stoppeln der Wind.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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534
Wiege und Sarg — immerdar werdet ihr Menschen bergen.
Ost, ach — steht ihr nahe an einander, oft kaum eine Spanne weit
getrennt. Doch nahe oder fern, ihr Leide seid Wiegen, die eine:
Wiege für die Erde — die andere: Wiege für den Himmel.
26. Die alte Waschfrau.
Du siehst geschäftig Lei dem Linnen
Die Alte dort in weißem Haar,
Die rüstigste der Wäscherinnen,
Im sechsundsiebenzigsten Jahr.
So hat sie stets mit saurem Schweiß
Ihr Brod in Ehr und Zucht gegessen
Und ausgefüllt mit treuem Fleiß
Den Kreis, den Gott ihr zugemessen.
Sie hat gespart und hat gesonnen
Und Flachs gekauft und Nachts gewacht,
Den Flachs zu feinem Garn gesponnen,
Das Garn dem Weber hingebracht;
Der hat's gewebt zu Leinewand;
Die Schere brauchte sie, die Nadel,
Und nähte sich mit eigner Hand
Ihr Sterbehemde sonder Tadel.
Sie hat in ihren jungen Tagen
Geliebt, gehofft und sich vermählt;
Sie hat des Weibes Loos getragen,
Die Sorgen haben nicht gefehlt;
Sie hat den kranken Mann gepflegt;
Sie hat drei Kinder ihm geboren;
Sie hat ihn in das Grab gelegt
Und Glaub' und Hoffnung nicht verloren.
Ihr Hemd, ihr Sterbehemd, sie schätzt es,
Verwahrt's im Schrein am Ehrenplatz;
Es ist ihr erstes und ihr letztes,
Ihr Kleinod, ihr ersparter Schatz.
Sie legt es an, des Herren Wort
Am Sonntag früh sich einzuprägen,
Dann legt sie's wohlgefällig fort,
Bis sie darin zur Ruh' sie legen.
Da galt's, die Kinder zu ernähren;
Sie griff es an mit heiterm Muth,
Sie zog sie auf in Zucht und Ehren,
Der Fleiß, die Ordnung sind ihr Gut.
Zu suchen ihren Unterhalt,
Entließ sie segnend ihre Lieben;
So stand sie nun allein und alt,
Ihr war ihr heitrer Muth geblieben.
Und ich an meinem Abend wollte,
Ich hätte, diesem Weibe gleich,
Erfüllt, was ich erfüllen sollte
In meinen Grenzen und Bereich;
Ich wollt', ich hätte so gewußt,
Am Kelch des Lebens mich zu laben,
Und könnt' am Ende gleiche Lust
An meinem Sterbehemde haben.
27.
(Chamtsso.)
Der Ikauber und das Crucifix.
Auf dem öden Scheidewege, hinterm hohen Crucifixe,
Mit dem Säbel in dem Gurte, in der Hand die gute Büchse,
Steht der Räuber, stumm und lauernd, und des Auges dunklen Strahl
Läßt er rasch, wie einen Falken, abwärts fliegen in das Thal. —
Denn den Kaufmann will er fangen, der aus weit entlegnen Ländern
Heut zurückkehrt zu den Seinen, reich an Gold und Prachtgewändern;
Und was mühsam er erworben auf der Wand'rung nah und fern —
An dem Räuber, dem gewalt'gen, find't es plötzlich seinen Herrn. —
Abend wird's, die Sterne flimmern; mit dem Säbel und der Büchse,
Stumm und lauernd, steht der Räuber hinterm hohen Crucifixe.
Horch! da tönt's wie Engelstimmen! Leise Seufzer, laute Klagen
Kommen hell, wie Abendglocken, durch die stille Nacht getragen;"
Süß, mit ungewohnten Tönen, stiehlt Gebet sich in sein Ohr,
Und er steht und lauscht verwundert hinterm Crucifix hervor.
Alle find's, des Kaufmanns Kinder, in der Jugend Blüthejahren,
Braunen Auges frische Knaben, Mägdelein mit blonden Haaren;
Dicht beim Räuber, vor dem Kreuze, beugen betend sie das Knie,
Für die Rückkunft des Geliebten, ihres Vaters, flehen sie:
„O, du Schirmvogt der Verlass'nen, Hort und Pfleger du der Waisen!
Laß den Vater, unsern theuern, ungefährdet heimwärts reisen;
Den du freundlich schon geführt hast durch die Wüste und das Meer,
Breit' auch nun die holden Arme wie zween Flüglein um ihn her,
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wohnlichen Wege durch aufgesteckte lange Stangen bezeichnen und, falls
ein Sterbefall in der Familie eintritt, die Leichen so lange im Schnee
aufbewahren, bis das Thauwetter es ihnen erlaubt, sie hinab auf den
Kirchhof ihres Ortes zu bringen. Diese großen Schneemassen verur-
sachen aber auch hier, wie in allen Hochgebirgen, an den steilen Lehnen
häufige Schneestürze, die den Lawinen der Alpen ähnlich sind;
doch werden sie nicht so verderblich wie diese. Im Winter sind Schlitten-
fahrten, auf kleinen Handschlitten die Bergabhänge hinab, ein gewöhn-
liches, dem Anscheine nach halsbrechendes Vergnügen, dessen Gefahren
aber die Kühnheit und Gewandtheit der Lenker leicht beseitigt.
Während im Winter der Schnee die Baudner oft entsetzlich be-
lästigt, erfahren sie im Sommer den häufigsten Wechsel von Nebel,
Regen und heiterer Witterung mit Winden und Stürmen. Plötzlich
ziehen Wolken zusammen und vertheilen sich wieder, einen lichten, bald
zerrissenen, bald dichten und zusammenhängenden Schleier um die Gipfel
der Berge ziehend. Schnell entstehen Windstöße von Norden und Süden
und umgekehrt; unerwartet ergießen sich die heftigsten Regengüsse, und
im schnellsten Wechsel erheitert und trübt sich der Himmel. Furchtbare
Gewitter, welche auch im Hochgebirge häufig sind, entladen sich mehr
an den Hängen und Thalrändern; doch treffen die Blitze nicht selten -
die höchsten Gipfel der Berge, wie schon oft die Schneekoppe selbst,
namentlich am 18. Oktober 1828 in einer Stunde fünfmal.
Diese schnell wechselnden Erscheinungen in den höhern Regionen
sind, nach der Volkssage, die Launen des gewaltigen Berggeistes
Rübezahl, welcher seit dem dreißigjährigen Kriege diese schauerlich
große Gebirgsgegend beherrscht. In ihm laufen alle Mährchen und
Sagen des Riesengebirges zusammen: bald erscheint er als Mensch,
riesenhaft und rußig, bald auch in verschiedenen Thiergestalten, die
Bewohner der Gegend entweder beglückend oder neckend. Im Ganzen
ist jedoch der Charakter der Sagen vom Rübezahl mehr launenhaft und
komisch, selten tragisch. Seine Launen sind mannigfallig und ab-
wechselnd, wie das Wetter im Gebirge: er straft diejenigen oft, die
ihn durch Rufen seines Namens necken und reizen, betrügerischen Roß-
händlern verkauft er ein stattliches Pferd, welches sich nachher in einen
Strohwisch verwandelt; Abenteurern wird ihr Pferd, ohne daß sie selbst
es merken, zum Stocke, auf dem sie hernach im lächerlichsten Aufzuge
durch das Dorf reiten; Armen dagegen füllt er den Korb mit trockenem
Laube, was sie keuchend fortschleppen und nachher in Gold verwandelt
sehen; Kinder und rechtschaffene Brautleute beschenkt er aber öfters. Er
läßt sich statt des mit Unrecht Verurthellten hängen, zappell Stunden
lang am Galgen, und wenn man endlich nachsieht, findet man nur
einen Strohwisch. Im höchsten Gebirge duldet er keine Jagd; nicht
einmal Jagdhunde darf man dahin mitnehmen. — Von den hundert
verschiedenen Ableitungen seines Namens ist die bekannteste: er habe sich
von einer schönen Prinzessin foppen laffen, die ihm, während er auf
rhren Befehl die Rüben seines Gartens zählte, entstoben sei.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
2. Die Nachbaraemeinden — die Wege und
Landstraßen.*)
Wenn wir von unserem Wohnorte hinausgehen, so kommen wir in
jeder Himmelsrichtung endlich an eine Linie, wo unsere Gemeinde auf-
hört, und eine andere Gemeinde anfängt. Diese Linie auf der Erde,
wo zwei Gemeinden an einander stoßen, bildet die Grenze zwischen
denselben. Denn so wie ein Garten an den andern oder ein Stück
Ackerland an das andere grenzt, so grenzt auch eine Gemeinde an die
andere. Wenn wir ein paar Stunden weit von hier gehen, so können
wir schon einige Nachbarorte oder Nachbargemeinden erreichen.
In welchem Nachbarorte seid ihr schon gewesen? — Die Nachbarorte
liegen nicht alle in derselben Richtung von unserm Wohnorte, sondern nach
dem einen geht man hier hinaus, und nach dem andern dort hinaus. —
Von einem Orte zum andern führen Wege. Sie sind entweder
Fußwege oder Fahrwege. Die breiten Fahrwege, welche schön ge-
ebnet, fest und an beiden Seiten mit einem Graben versehen sind, heißen
Landstraßen oder Chausseen (spr. Schossten). Einige Orte liegen
nahe zusammen, andere weit von einander entfernt. Die Entfernung
eines Ortes von dem andern wird nach der Zeit berechnet, die ein
mäßig schreitender Mensch gebraucht, um den Weg von dem einen Orte
nach dem andern zurückzulegen. Diese Entfernung wird in Minuten
und Stunden, gewöhnlich aber in Minuten und Meilen ausgedrückt.
Eine solche Meile hat 100 Minuten und wird eine Postmeile genannt.
An einer Seite der Landstraßen sieht man steinerne, mit Zahlen beschrie-
bene Pfähle, welche 1 Minute weit von einander entfernt stehen und
daher Minutenpfähle heißen. Wer's versteht, kann nach den darauf
stehenden Zahlen berechnen, wie viele Minuten oder Meilen die Ent-
fernung eines Ortes von dem andern beträgt. Da, wo zwei oder meh-
rere Wege auseinandergehen, steht gewöhnlich ein Handzeiger oder
Wegweiser, worauf man lesen kann, wohin jeder Weg führt, und wie
weit man noch von dem nächsten Orte entfernt ist.
Auf den Landstraßen sieht man viele Fußgänger, Karren und Wagen.
Hier rasselt ein Postwagen an uns vorüber, mit 2, 3 oder 4 Pferden
bespannt und einem Postillon (spr. Postilljong) auf dem Bocke. Dort
kommt ein großer Güterwagen mit breiten Rädern; er ist mit einem
weißen Leintuche überzogen. Vier und oft noch mehr Pferde können ihn
nur langsam von der Stelle ziehen, so schwer ist er mit Waaren be-
laden. Das Dröhnen eines solchen Wagens, das Geklingel der Schel-
len an den Pferden und das Klatschen der Fuhrleute mit ihren Peitschen
kann man oft schon in der Ferne hören. Besonders lebhaft ist es aber
auf den Landstraßen, wenn in einem benachbarten Orte Wochen- oder
Jahrmarkt gehalten wird. Da sieht man Fußgänger, die einen Trag-
korb auf dem Rücken haben oder einen Schiebkarren vor sich herdrücken,
*0 Ehe Nr. 2 gelesen wird, müssen die Lage der Nachdargemeinden vom Wohnorte aus, und
deren Lage zu einander durch Punkte, so wie die Grenzen der Gemeinde und die vom Wohnorte
nach den Nachbarorten rührenden Hauptwege durch Linien auf der Schultafel veranichav-
licht werden.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]